IRON SAW BLADE
Im Jahr 2004 hatte die deutsche progressive Metal Band Disillusion den
Meilenstein „Back to Times of Splendor“ veröffentlicht. Mittlerweile hat dieses
Album einen Kultstatus in diesem Genre. 20 Jahre später starteten die
Leipziger eine Tour, um dieses Werk in seiner Gesamtheit wieder live zu
präsentieren. Als Vorband war Art Against Agony dabei. Für ein Konzert in
der Schweiz wurde ein Halt in Münchenstein eingelegt. Als lokale Band wurde
Leaden Fumes ins Programm aufgenommen. Letztes Jahr haute mich
Disillusion mit ihrer Darbietung einfach um. Aus diesem Grund statte ich
Münchenstein erneut einen Besuch ab. Um 19 Uhr durfte man eintreten. Als
erste Band des Abends durften Leaden Fumes spielen. Die Sludge’n‘Doom
Metal Band aus der Stadt Basel war mir völlig unbekannt. Daher eine
Möglichkeit eine neue Band kennenzulernen. Um 19:30 Uhr ging es los. Das
Trio besteht aus den Mitgliedern Florian Schönmann und Christian Sigdell, die
in der Schweizer Stoner Doom Band Phased aktiv waren. Christian am Bass
mit Castrol Cap brachte sich mit Gesang ein und Florian glänzte mit
Gitarrensoli. Das war eine schleppend harte Dampfwalze, die uns überrollte.
Wegen der Wucht dachte ich dabei an die Krater auf dem Mond. Bei einem
Lied spielte Florian sein Instrument mit einer Bierdose, was coole Soundeffekte hervorrief. Den Gesang teilten sich die
beiden, während Jonathan Schmidli als Schlagzeuger überzeugte. Christians Aufforderung sich auf den Boden zu legen,
folgten die Zuschauer nicht. Die drei Musiker verabschiedeten sich nach 40 Minuten. Ein solider Auftritt. Es folgte ein
kurzer Unterbruch und dann Art Against Agony war an der Reihe. Hierbei handelte es sich um ein Künstlerkollektiv,
welches sich 2012 als instrumentale Progressive Metal / Jazz-Band in Stuttgart gegründet hatte. Neben experimentellen,
musikalischen Bestrebungen konzentrierten sie sich auch auf Foto- und Videokunst. Diese Band war mir auch völlig
unbekannt. Alle Mitglieder kamen um 20:30 Uhr mit Goldenen Masken auf die Bühne, denn ihre Philosophie hält jeden
Fokus auf körperliche Merkmale für unbedeutend im Hinblick auf die Schaffung von Kunst innerhalb des Projekts. Darum
tragen sämtliche Mitglieder Pseudonyme. Mit dem „SOI Intro“ wurde die Show eröffnet. Was sofort ins Auge stach, war
die Tribal Trommel mit der eine Art Ethno Einfluss in den Progressive Metal Sound eingegliedert wurde. Ferner konnte
man auch moderne Metal Spuren heraushören und das Gemisch knallte fett. Jedoch war kein Gesang vorhanden und die
Musik sprach für sich selbst. Nach jedem Lied formte Trommel Spieler Mridangam seine Hände zu einem Gebet und
verbeugte sich aus Dankbarkeit vor dem Publikum. Ehrlich gesagt ist es schwierig diese Band genau zu beschreiben, weil
ihre Livedarbietung ein aussergewöhnliches Erlebnis darstellt. Die Gitarristen The Sorcerer und The Void sorgten mit
ihrem simultanen Gitarrenspiel für Begeisterung und beim genaueren Hinsehen konnte man erkennen, dass die
Gitarrenköpfe fehlten. Das stellte kein Problem dar, denn die beiden waren komplett in die Klänge vertieft. Leider war die
Spielzeit sehr kurz und nach „Spur“ verliessen alle Mitglieder die Bühne. Für den tollen Auftritt bekamen sie viel Applaus.
Setliste Art Against Agony
SOI Intro
Etry
SWT
Nandi
Daughter’s
Nyarla
Magilla
Spur
Dann war es soweit. Der Headliner Disillusion betrat die Bühne um 21:40 Uhr. Die Lichter gingen aus und ein Intro
erklang. Die Bandmitglieder kamen nacheinander auf die Bühne. Ich war gespannt wie sich die Leipziger präsentieren
würden. Zur Freude war die Geigerin Lea-Sophie Fischer wieder dabei, welche im letzten Jahr die Gruppe begleiten
durfte. Sänger / Gitarrist Andy Schmidt war ständig in Bewegung und legte viel Emotion in den Gesang. Bassist Robby
Kranz durfte mit Hintergrundgesang glänzen und wirkte cool. Gitarrist Ben Haugg durfte mit Gitarrensoli glänzen und
wechselte zwischendurch von der elektrischen zur akustischen Gitarre als ruhigere Parts gespielt wurden. Ihr Stil ist eine
Mischung aus Progressive Metal, Death Metal, Thrash Metal und Alternative Metal. Die Intensität wechselt wie bei den
Gezeiten Flut und Ebbe. Da werden viele Gefühle hervorgerufen, die den Zuschauer auf einen Trip mitnehmen. Andy
meinte „es ist einfach unfassbar mit dieser Platte auf Tour zu gehen. Es fühlt sich nicht wie 20 Jahre an. Die Platte lebt“.
Und dieses sensationelle Meisterwerk „Back to Times of Splendor“ wurde in seiner Gesamtheit aufgeführt. Durch Lea-
Sophies Geigenspiel bekam der Sound mehr Tiefe. Nach „Driftwood“ gingen die Bandmitglieder und Lea-Sophie in den
Backstage Bereich. Allerdings waren die Zuschauer so begeistert von der Darbietung, dass sie mehr hören wollten.
Zugabe Rufe wurden lauter und liess sie auf die Bühne zurückkehren. Als Zugabe wurde die Dampfwalze „Tormento“ vom
Chartalbum „Ayam“. Es wurde nochmals rangeklotzt und das komplette Set gespielt. Schweissgebadet und glücklich
verneigten sich Andy, Robby, Ben, Frederic und Lea-Sophie vor glücklichen Fans. Für ihren starken Auftritt wurden sie mit
frenetischem Applaus verabschiedet.
Nach den Shows der Bands konnte man im Rockfact Music Club verweilen und sich mit Getränken eindecken. Ferner
konnte man sich am Merchandise Stand mit Artikeln eindecken.
Stefan Walker war für das Licht verantwortlich.
Danke an Madeleine Fuhrer von Jaunty Productions für diesen abwechslungsreichen, interessanten Abend. Es war mir
eine Freude dabei zu sein.
Livebericht von Dominic Latscha
Disillusion (GER), Art Against Agony (GER),
Leaden Fumes (SWI)
Präsentiert von Rockfact Music Club & Jaunty Productions
Rockfact Music Club, Münchenstein, Schweiz – 07.05.2024